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Wetterglück und Prinzessinnen-Pracht beim 50. (09.01.2012)
Fastnacht 25 Vereine sind dabei

Farbenprächtige Uniformen mit goldenen Litzen, Dreispitze und Tschakos, Standarten, Schellenbäume und Kanonen, würdige Herren mit Epauletten über der schwer mit Orden behängten Brust: So ähnlich darf man sich die Szenerie vor rund 200 Jahren beim Friedensschluss von Tilsit vorstellen, oder vor dem Palais am Ballhausplatz während des Wiener Kongresses.
Wir aber befinden uns auf der Hügelstraße in Darmstadt, wo hier eine Gruppe in roten Uniformröcken plaudernd beisammensteht, dort eine Schar in königsblau mit wehenden Hutfedern. Immer mal wieder bricht ein Sonnenstrahl durch die Wolken. Es ist Sonntagmittag wenige Minuten vor Beginn des fünfzigsten Rhein-Mainischen Gardeumzugs durch die Innenstadt, der traditionell die hiesige Straßenfastnachtssaison eröffnet.
50 Jahre das ist kein echtes Fastnachtsjubiläum, und dennoch ein großer Tag für Helmut Rathgeber, bei dem heute alle Fäden zusammenlaufen. Der Zugmarschall von den Woogshusaren schüttelt pausenlos Hände, gibt letzte Anweisungen und verliert auch im Trubel keine Sekunde seine heitere Gelassenheit. Das macht einfach Spaß, sagt er. Sein Wunsch für das Gardetreffen: Dass das Wetter hält und dass alle gesund bleiben.
Schönes Wetter, gute Stimmung heute geht's richtig los, freuen sich auch Bärbel I. und Ralf I., Karnevalsprinzenpaar aus Messel. Sie sind eines von nicht weniger als vier Prinzenpaaren, die sich in Darmstadt die Ehre geben. Auch Pfungstadt, Dietzenbach und Weiterstadt haben Fastnachtsadel entsandt.
Zahlreiche Fastnachts-Würdenträger aus der Rhein-Main-Region verfolgen auf der Karstadt-Treppe den Gardezug.
Renate I. aus Pfungstadt genießt das Spektakel in vollen Zügen. Als Singende Prinzessin wird sie von Rathgeber begrüßt. Stimmt, ich singe auch, was gewünscht wird, von Andrea Berg bis zu Fastnachtsliedern, bestätigt Renate, die im August von Prinz Ludwig angesprochen worden war: Sie hatten noch keine Prinzessin. Das macht richtig Spaß, ich würde am liebsten in dem Kleid schlafen gehen.
Ein paar Schritte weiter stehen die Gardistinnen Lydia, Kristin, Larissa vom KC Wixhausen sowie Melanie und Michaela vom Darmstädter Garde Corps beisammen. Sie haben sich voriges Jahr bei der Gemeinschaftssitzung der Darmstädter Karnevalsvereine getroffen und freuen sich über das Wiedersehen. Wird es nicht kalt in den kurzen Röckchen? Die jungen Frauen lachen: Verglichen mit dem Vorjahr sind das doch sommerliche Temperaturen!
Um Punkt 14 Uhr setzt sich der bunte Zug in Bewegung Richtung Otto-Berndt-Halle, quer durch die City, wo im Anschluss der Manöverball gefeiert wird. Die Blankenlocher Hardtwaldhexen als Vertreter der alemannischen Fastnacht haben es nicht rechtzeitig zum Zug geschafft, der Dieter-Bessler-Spielmannszug und der Darmstädter Carneval -Club in der TG 75 mussten krankheitsbedingt absagen.
Bleiben immer noch Vertreter von 25 Vereinen, die vor allem die Fußgängerzone mit Trommelklang und Hä-Hopps, Bonbons und reichlich guter Laune füllen: Von Zugmarschall Rathgeber, wegen eines Fußleidens nach Art eines römischen Wagenlenkers auf einem schwarzen Pickup stehend, bis zur Abordnung aus Stockstadt am Zugende. Erstmals dabei sind die United Diamonds Pfungstadt und die schmuck in Bordeauxrot gewandeten Schwarzbachtrommler aus Trebur.
Dass der Gardezug durch die Hendshemmer Herolde aus Heidelberg und die Marsch Mellows des KC Eiche lautstark eingetrommelt wird, hat sich schon weit vor der Ehrentribüne auf der Karstadt-Treppe erstmals bezahlt gemacht. In der Hügelstraße, gleich neben Dolly Buster, fliegt nach dem Vorbeizug dieser Kapellen eine Haustür auf, und zwei Dutzend durch die Marschmusik alarmierte Kinder eilen fröhlich lärmend hinter dem Wagen der TSG 1846 her, wo der Elferrat generös ein paar Popcorntüten zusätzlich wirft.
Die Kinder kommen aus dem Kurdistan Informations- und Beratungszentrum, wo offensichtlich gerade gefeiert wird, und die prächtigen Gewänder der Mädchen können neben den schönsten Karnevalsprinzessinen- kleidern bestehen. Womit sich wieder zeigt: Das Rhein-Mainische Gardetreffen ist wirklich für alle da.
Quelle: echo-online